Virtuelle Strategieentwicklung in 100 Tagen
INTERVIEW MIT MARC SCHEIDEGGER
AUTOREN: SIEGFRIED EPETI & ARBELA STATOVCI
M
eine zukünftige Assistentin übergab mir meinen Laptop inkl. Kopfhörer auf offener Strasse und sagte: willkommen bei Swiss Re.
Wie lange hat es gedauert, bis die SwissRe zu 100% Home-Office-fähig (HO) war?
Das ist eine interessante Frage, denn die Swiss Re war eigentlich seit Jahren sehr digital unterwegs und lebt nach dem Konzept ‚Own the way you work‘. Also schon vor meiner Zeit bei Swiss Re wurde ein hybrides Modell gelebt und Video Calls und Meetings online abgehalten. Dabei spielten auch Klimagründe (alle Reisen müssen C02-kompensiert werden) eine wichtige Rolle und seit Jahren schon verzichten unsere Kolleg:innen auf einen Grossteil ihrer Reisen und haben auf Online-Meetings gesetzt.
Als die Pandemie dann los ging, war die Umstellung auf 100% Home Office sehr einfach und rasch umgesetzt. Wir waren schon bereit. Die Technologie und die Ausrüstung hatten wir schon – mit der Ausnahme, dass vielleicht nicht jede Person zu Hause schon einen fixen Arbeitsplatz eingerichtet hatte. Die Schwierigkeit liegt oftmals nicht bei der Technik, sondern beim Menschen – und lass uns nicht vergessen, dass die Situation in verschiedenen Ländern bei einem globalen Unternehmen wie der Swiss Re individuell und unterschiedlich war, auch wenn wir alle dieselbe Technologie benutzen. Meine Ausführungen in diesem Gespräch beziehen sich mehrheitlich auf die Schweiz.
SwissRe ist ein sehr netzwerkbasiertes Unternehmen. Die Leute treffen sich gerne physisch. Unsere Kantine hier am Zürich Mythenquai nennt sich auch ‚Klubhouse‘ und dort treffen wir uns zum Business Lunch, aber auch zum Kaffee-Austausch oder einem Apéro. Da ist es nur verständlich, wenn die Mitarbeitenden einen kleinen „Kulturschock“ hatten, wenn das Persönliche abrupt entzogen wird, das physische Networking wegfällt und man nur noch vor dem Laptop sitzt.
Plötzlich gab es keinen persönlichen Austausch mehr mit dem Team und den Mitarbeitenden. Um den sozialen Grundbedürfnissen nachzukommen, wurden Initiativen wie virtuelle Kaffeepausen oder Stammtische im Team gestartet. Hat das jemals funktioniert?
Das haben wir versucht. Allerdings waren es teilweise leicht verzweifelte Versuche, die «Normalität» virtuell zu erhalten. Ich arbeite in einem globalen Umfeld. Sprich, meine Teams befinden sich auf fünf Kontinenten und in vielen Zeitzonen. Unterschiedliche Voraussetzungen wie kulturelle Gegebenheiten, der Zeitunterschied etc. waren schon vor der Pandemie unsere Realität. Es ist jedoch einfach nicht dasselbe, wie wenn man kurz zur Kaffeemaschine läuft und einen Schwatz im Flur hält unter Kolleg:innen. Nichtsdestotrotz war es in der Pandemie sehr wichtig, mit den Kolleg:innen zusätzlichen Kontakt zu pflegen. Ich habe persönlich viele Stunden mehr pro Tag am Telefon verbracht, um einfach in Kontakt zu bleiben und vor allem auch anfänglich wenigstens virtuell ein Netzwerk aufzubauen.
Was braucht es deiner Meinung nach, damit solche Massnahmen den erhofften Erfolg bringen?
Ich denke nicht, dass der Bildschirm die zwischenmenschliche Beziehung grundsätzlich ersetzen kann. Das merkt man schon nur dann, wenn man sich dann endlich einmal live treffen kann. Ich fand es immer spannend zu sehen, wie man sich ein Bild der virtuellen Person macht, das dann in Wirklichkeit anders ist. Mir wurde zum Beispiel gesagt, dass ich am Bildschirm kleiner wirke als in echt und auch wesentlich fitter daherkomme als auf dem Monitor. Auch ich hatte einige ‚Aha-Momente‘ in dieser Hinsicht und war überrascht, wie sehr doch andere zwischenmenschliche Aspekte ins Gewicht fallen. Ich war mir erst gar nicht bewusst, wie sehr mir der persönliche Austausch gefehlt hatte – und wie hindernd beispielsweise die Stummschalttaste eigentlich ist („sorry I was on mute…“).
Durch die Pandemie habe ich wirklich versucht, alle meine Mitarbeitenden dazu zu bewegen, ihre Kameras einzuschalten – ungeachtet, ob sie nun im T-Shirt oder Anzug dasassen. Bei jedem Gespräch habe ich geschaut, ob wirklich alle anwesend sind. Dann, hier und da einige Worte gewechselt, lose und unkompliziert, sodass wir nicht einfach direkt ins Meeting gestartet sind. Also mehr Fragen zum Wohlbefinden, Wochenende, etwas Small Talk. Ich fand es wichtig, allen, wenn auch nur virtuell, in die Augen zu sehen. Ich selbst habe mir sogar eine bessere Kamera zugelegt ;). Dadurch hat sich der Bedarf von solchen Extra-Massnahmen stark reduziert – denn das Letzte, was ich erreichen wollte, war, den Leuten noch mehr Meetings in den Kalender zu stellen. Ich habe auch von anderen Kollegen sehr gemischte Resultate zu solchen Ideen wahrgenommen und es dann faktisch sein lassen.
Wie geht man mit Newcomern um, damit diese sich trotz der räumlichen Distanz von Anfang an gut integrieren?
Im April 2020 bin ich von Paris in die Schweiz zurückgezogen und habe bei der Swiss Re angefangen. In Paris lebte ich in einem Lockdown. Die eine Ausgangsstunde mit Zertifikat nutzte ich meistens zum Einkaufen – zu mehr reichte es nicht, weil ja überall Anstehen angesagt war. Auch in der Schweiz herrschte noch der Lockdown als ich im Juni startete. Meine zukünftige Assistentin übergab mir an meinen ersten Tag meinen Laptop, inkl. Kopfhörer, auf offener Strasse irgendwo in Altstetten und sagte: «Willkommen bei Swiss Re». Meine ersten beiden Monate waren direkt im HO und so lernte ich auch das Team erst einmal online kennen.
In einem solchen Umfeld verlangt es vom neuen Mitarbeitenden sehr viel Eigeninitiative, um schnell in die Arbeit hineinzuwachsen. Ich habe sehr viel Zeit am Telefon verbracht, Leute kontaktiert und mir den Mund wund geredet. Einfach fragen, fragen und fragen und dabei auch gut zuhören und lernen. Von sämtlichen Mitarbeitenden. Klar wird dir als Newcomer viel geholfen, aber man muss sich wirklich auch selbst aktiv darum kümmern. Man sollte hier nicht scheu sein, das Risiko eingehen, auch mal die falsche Person am Telefon zu haben, denn jeder Kontakt zahlt sich später aus. Ich würde klar sagen, dass Integration mehr eine Hol- als Bringschuld ist, aber sich natürlich beide Seiten darum kümmern müssen. Ich erstelle zum Beispiel für alle neuen Mitarbeitenden ein Einführungsprogramm, in dem ich alle relevanten Stakeholder für Tag 1 aufführe und erwarte dann, dass sich der Mitarbeitende darauf basierend ein eigenes Netzwerk aufbaut.
Ich nehme an, dass die Swiss Re auch interne Umfragen durchgeführt hat. Kannst du uns etwas über das Gesamturteil der Umfragen sagen? Und inwieweit hat sich das Bedürfnis der Mitarbeitenden nach Home-Office seitdem verändert?
Ja, das machen wir regelmässig, auch vor der Pandemie. Das nennen wir «Pulse». Dort fragten wir die Kolleg:innen während der Pandemie auch zu Aspekten rund um das Arbeiten während Covid. Also, wie es ihnen ergeht, ob sie sich mehr oder weniger produktiv fühlen, welche Hilfe die Firma leistet, woran es ihnen fehlt, zur Arbeitsbelastung, aber auch vorausschauend zu Lerneffekten. Z.B. vor der Pandemie war es für viele Mitarbeitende undenkbar, von zuhause aus zu arbeiten. Mit der Pandemie wurde man dazu gezwungen und viele änderten ihre Meinung und Auffassung hierzu. Aus diesen Aspekten lernen wir im Leitungsteam auch über den Arbeitsplatz der Zukunft und inwiefern sich das hybride Modell bewährt.
Zu den Resultaten von Pulse kann ich hier nicht allzu viel öffentlich sagen. Vielleicht ein Aspekt, den ich sehr interessant empfand, war, dass gemäss diesen Umfragen viele Mitarbeitende entdeckt haben, dass es abhängig von dem Thema, an welchem sie gerade arbeiteten, sich fast natürlich ein hybrides Modell ergab e.g. strategische Einzelarbeit im Home Office, Ideenfindung im Office, bilaterale Gespräche in der Cafeteria etc. Anfänglich gab es hierzu viele kritischen Stimmen, die nach zwei Jahren fast vollständig verschwunden sind.
Und es kommt auch auf die individuelle Situation an. Für einige war Home Office einfacher als für andere e.g. jemand, der in Hongkong mit seinen Eltern und Grossmutter in einer kleinen Wohnung sitzt, sie oder er geht dann doch lieber ins Office, als dass sie oder er von zu Hause aus arbeitet – schon nur weil zu Hause kein Platz ist. Im Grundtenor ist aber deutlich zu sehen, dass die Menschen schon auch «von zu Hause aus arbeiten wollen», aber sich gleichzeitig auch wieder auf das Büro freuen, auf das Netzwerken untereinander.
Es gibt Unternehmen, die sich mit ihrer Home-Office-Fähigkeit als moderne Arbeitgeber positionieren, um junge Talente anzuziehen. Nutzt Swiss Re den Technologiesprung auch für Employer-Branding-Zwecke?
Ja, absolut. Wenn du unsere Jobausschreibungen mit denjenigen vor zwei Jahren vergleichst, erkennst du den Zusatz «Flexible Arbeitszeiten» nun viel deutlicher. Auch Aspekte wie ‚Digital Advocacy‘ sind nun zentraler. Bei Swiss Re wenden wir wie gesagt das flexible Arbeitsmodell ‚Own-the-way-you-work‘ an. Mit anderen Worten, jeder bestimmt bei uns selbst, wie die Arbeit geleistet wird – natürlich im Hinblick auf die Rolle und Aufgabe. Der Fokus liegt aber immer auf den Resultaten und nicht, wo man diese Arbeit physisch erledigt. Insgesamt ist es klar zu erkennen, dass flexible Arbeitsmodelle im Arbeitsmarkt sehr gefragt resp. gewünscht sind und wir uns diesem Trend nicht entziehen können – auch speziell weil ‚the war for Talent‘ Realität ist und wir hier uns sonst unnötig begrenzen würden.
Christoph Hammer, ehemaliger CFO der SBB, hatte einmal in einem Interview mit der alumni HWZ gesagt, dass er folgende Punkte als essenziell erachtet, damit wir als Individuen in einer digitalen Zukunft marktfähig bleiben: immer neugierig und offen bleiben, Innovationen verstehen wollen und nach vorne schauen, aber auch in der Lage sein, sich von Altem zu lösen. Was würdest du hinzufügen?
Was er sagt, würde ich ebenfalls unterschreiben. Offenheit und Neugier ist Change-Management im wahrsten Sinn. Und gleichzeitig ist Wandel auch ungemütlich – aber Teil unseres Alltages. Alles wandelt sich ständig mehr als man es wahrnimmt und als Unternehmen kann man es sich nicht leisten, einfach abzuwarten und den Wandel zu ignorieren.
Die Covid Situation hat dies weiter beschleunigt. Damit meine ich, dass Neues in noch kürzerer Zeit zu lernen ist.
Ich persönlich denke nicht, dass wir zu den alten prä-Pandemie gewohnten Arbeitsmustern zurückkehren werden, und es ist klar, dass die Zukunft der Arbeit hybrid sein wird in Abhängigkeit von modernen Technologien in Kombination mit flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsplatzlösungen erfordern wird – dies ist natürlich auch abhängig von Industrie und Aufgabengebiet. Und es ist auch offensichtlich, dass wir als Gesellschaft noch nicht ganz verstanden haben, wie das ’new normal‘ ausschaut und wir werden hier sicherlich in den nächsten 12-18 Monaten auch mehr Klarheit dazu haben.
Mezcal wird geküsst
VON MIKE GADIENT
S
alud! Celine Schnider und Emanuel Guerrero haben sich an der HWZ kennengelernt und nun aufs achte Semester hin die Firma «Agua de Dios» gegründet. Wir erfahren hier wie es ihnen gelingt, die Spirituose Mezcal aus Mexiko in die Schweiz zu importieren.

Gemeinsam ins achte Semester an der HWZ gestartet: Celine Schnider und Emanuel Guerrero.
Celine und Emanuel, was ist in wenigen Sätzen eure Geschäftsidee?
«Agua de Dios» ist ein Herzensprojekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, nicht nur ein Genussprodukt zu importieren, sondern Wissen zur spannenden und aufwendigen Produktion von Mezcal zu vermitteln. Wir wollen die mexikanische Tradition in die Schweiz bringen, Menschen zusammenbringen und Freude bereiten. Spirituosen gibt es hierzulande bereits unzählige. Mit Mezcal treffen wir jedoch den Nerv der Zeit, weil dieses Getränk für die Trends Slowfood, Nachhaltigkeit und Handmade steht. Mezcal wird nicht mittels Massenproduktion hergestellt und schmeckt deshalb von Produktion zu Produktion anders.
Welche Herausforderungen habt ihr auf eurem bisherigen Weg so nicht erwartet?
Es sind die interkulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Mexiko, die besonders im Businessalltag zu spüren sind. Die Kommunikation, das Verhandeln und die generellen Bräuche unterscheiden sich stark voneinander. Wir haben uns mit viel Geduld herangetastet. Geschäfte werden am besten vor Ort persönlich besprochen und dies auch erst nachdem eine freundschaftliche Beziehung entstanden ist. Die Destillerien möchten zum Beispiel wissen, an wen ihr Produkt verkauft wird und mit wem sie zusammenarbeiten.

Emanuel Guerrero, HWZ-Student Bachelor in Business Communications, mit einem mexikanischen Destillateur, genannt Maestro Mezcalero Francisco.
Wie hat euch das in den bislang sieben Semestern des Studiengangs Bachelor in Business Communications erworbene Wissen geholfen?
Wertvoll waren die vielen Teamarbeiten, in denen es galt, die Stärken jedes Einzelnen bestmöglich zu nutzen. Aber auch die Semesterarbeiten wie ein Kommunikationskonzept zu verfassen, halfen uns, die Geschäftsidee auf einem soliden Fundament aufzubauen. Nun waren wir den gesamten März über nochmals in Mexiko, um neue Produzenten zu finden und mit den jeweiligen Lieferanten die Verträge auszuhandeln sowie abzuschliessen. Wir werden auch unsere Bachelorarbeit über «Agua de Dios» schreiben.
Warum sollten HWZ-Studentinnen und -Studenten an ihrer Abschlussfeier mit Mezcal anstossen?
Wenn man den ganzen Abend nur Mezcal trinkt, dann hat man aufgrund seiner 100-prozentigen organischen Herstellung keinen Kater. Hinter der mexikanischen Spirituose verbirgt sich eine ganze Kultur mit einer Jahrhunderte alten Tradition. Wir werden auf unseren HWZ-Abschluss bestimmt damit anstossen. Aber nicht vergessen: Mezcal wird nicht geshottet, sondern geküsst.
www.aguadedios.ch
Olympia und Bachelorabschluss im Visier
VON LEA BISCHOFF
2023
den Abschluss des Bachelor Business Communications und 2024 die Olympischen Spiele in Paris im Vielseitigkeitsreiten. Das sind die Ziele von Studentin Teresa Stokar. Um diese zu erreichen, ist sie nach England gezogen und reitet täglich über acht Stunden. Ausserdem hat sie ein Start-up im Bereich Pferdesport gegründet und absolviert den Bachelor auf Distanz. Wie ihr das Studium für ihr Start-up und ihre Reiterkarriere weiterhilft und weshalb die HWZ die ideale Hochschule für Sportler:innen ist, erzählt sie im Interview
Teresa, wie können wir uns deinen Tagesablauf vorstellen?
Ich wohne mittlerweile in England und bin selbstständig im Pferdesport. Ich stehe auf, gehe in den Stall. Dort reite ich täglich 7-8 Pferde, das sind ungefähr 8-9 Reitstunden pro Tag. Abends lerne ich, arbeite noch weiter an meinem Business oder mache Fitness und dann ist der Tag auch schon vorbei.
Du machst Vielseitigkeitsreiten. Was ist das?
Vielseitigkeitsreiten ist die Kombination von Dressurreiten, Springreiten und Geländeritt. Im Dressurreiten geht es darum, ein Programm zu zeigen, im Springreiten geht es darum, die Hindernisse möglichst ohne Fehler und in der Zeit zu überqueren und Geländeritt ist die Disziplin, wo Baumstämme und Wasser überquert werden.
Kenne ich von Olympia…
Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2024. Schon von klein auf habe ich gesagt, irgendwann gehe ich an die Olympiade. 2020 stand ich auf der «Longlist for Olympia», aber da war das Pferd verletzt. Aber ich habe immer gesagt, Olympia ist das grosse Ziel. In der Schweiz ist Vielseitigkeitsreiten nicht so bekannt, aber hier in England ist der Sport richtig gross und ich kann mich ideal entwickeln.
Wie bist du zum Reitsport gekommen?
Ich hatte den klassischen Wendy-Traum. Erstmals bin ich an meinem 6. Geburtstag geritten. Ich war von Anfang an mutig und ehrgeizig und meine Reitlehrerin hat meinen Eltern empfohlen, dies zu fördern. Irgendwann habe ich ein Pony bekommen und bin so noch mehr in den Reitsport reingerutscht. Meine Eltern unterstützten mich, hatten aber nichts mit dem Sport zu tun. Irgendwann kam ich in die Nachwuchsförderung, die Pferde und die Turniere wurden grösser. Daneben bin ich in die Kunst & Sportschule in Zürich und habe danach das Sport-KV gemacht.
Wie hat dein Weg dich an die HWZ gebracht?
Meinen Eltern war es wichtig, dass ich eine Lehre mache und nach einem Zwischenjahr habe ich gemerkt, ich brauche diesen geistigen Ausgleich. Ausserdem weiss ich, Leistungssport ist nicht nur gesund und Reiten ist auch nicht ungefährlich, es kann immer etwas passieren. Ich habe ein Studium gesucht, das mir zusagt und das ich neben dem Reiten absolvieren kann. Nach einem Gespräch mit Matthias Nast (Anm. d. Red. Stv. Studiengangsleiter Bachelor Business Communications) war ich vom Aufbau und vom Inhalt des Studiums überzeugt. Und es war die richtige Entscheidung. Ich merke beispielsweise in den Semesterferien, wenn ich nur im Stall bin, vermisse ich den Austausch mit den Mitstudierenden. Auch wenn das Lernen intensiv ist, sobald du eine gute Note bekommst, freust du dich und siehst, es lohnt sich.
Weshalb ist das Studienmodell der HWZ so geeignet für dich als Sportlerin?
Ich habe ein Modell gesucht, bei dem ich das Studium mit dem Sport verbinden kann. Das funktioniert an der HWZ wunderbar. Der Sport ist mein Job. Das konnte ich als Antrag eingeben und wurde problemlos anerkannt. Das funktioniert wie bei der Selbstständigkeit, ich muss wie alle Studierenden ein Handout einreichen über meine Tätigkeit. Die HWZ ist mir immer entgegengekommen und hat mich unterstützt.
Denkst du manchmal, du schaffst es nicht?
Ja, dieses Semester war hart. Aber im Austausch mit der Klasse merkte ich, es geht allen so. Es war ein hartes Semester, aber wir haben es geschafft. Klar, manchmal kommt das Privatleben zu kurz, insbesondere wenn Prüfungen mit wichtigen Turnieren zusammenfallen.
Was kannst du aus dem Studium mitnehmen in den Reitsport?
Ich verdiene mit meinem Reitsport Geld wie ein Immobilienmakler. Ich bekomme die Pferde von Besitzern, die diese verkaufen möchten oder die sie geritten und trainiert haben wollen. Aktuell mache ich die Website und den Social-Media-Auftritt für dieses Business. Das ganze Handwerk dafür habe ich aus dem Studium. Ausserdem muss ich mich als Sportlerin vermarkten, bei den Sponsoren beispielsweise. Das habe ich alles im Studium gelernt.
2023 hast du deinen Bachelorabschluss, 2024 ist Olympia, wo sehen wir dich in Zukunft?
2023 nach dem Abschluss kann ich mich perfekt auf die Olympischen Spiele vorbereiten. Jetzt arbeite ich auf diese zwei Ziele hin, danach werde ich sicher noch mehr Zeit in die Vermarktung meines Start-ups investieren und das Business ausbauen. Aber nach Olympia gibt es sicherlich eine Standortbestimmung. Vielleicht mache ich ja auch noch einen Master…

3 MINUTEN
MIT DJ ZsuZsu (Susanna Sonderegger)
VON GIOVANNA LOTITO
Du hast von 2003 – 2007 Betriebsökonomie an der HWZ studiert. Welche Erinnerungen hast Du an diese Zeit?
Die HWZ war für mich eine sehr spannende und bereichernde Zeit. Das Studium habe ich vorwiegend für mich gemacht und ich war so begeistert, dass ich danach alle Studienbücher fertiggelesen habe, also auch die Kapitel, die nicht behandelt wurden. Ich habe den direkten Austausch mit den Dozierenden und die kleinen Klassen sehr geschätzt, ebenso das praxisorientierte Lernen mit aktuellen Beispielen aus der Wirtschaft.
Während dem Studium warst Du zuerst in der Gastronomie als Geschäftsführerin im PurPur und als DJ tätig. Danach hast Du in die Wirtschaftsprüfung zur BDO gewechselt. Wieso dieser Gegensatz?
Ich denke, dass die meisten Menschen mehrere Begabungen oder zumindest Interessen haben. Für mich war es kein wirklicher Gegensatz. Ich war schon während meiner Arbeit in der Gastronomie eher der Zahlenmensch. Das technische Wissen als DJ hat auch viel mit Logik zu tun. Dazu bin ich gerne um Menschen. All diese Faktoren vereinen sich auch in der Wirtschaftsprüfung, da man häufig bei Kunden in den verschiedenen Unternehmen vor Ort präsent ist.
Nach dem Studium an der HWZ warst Du noch an der HSG und hast danach in der Startup Szene Fuss gefasst. Was hat Dich an der Startup Szene fasziniert?
Ich mag die Dynamik in kleinen Unternehmen, die stark wachsen. Deswegen habe ich nach meinem Studium Startup Unternehmen aus verschiedenen Branchen geleitet. Ich mag es, in unterschiedlichen Bereichen tätig zu sein und meine Tage zwischen analytischen, strategischen, personellen und kreativen Tätigkeiten zu wechseln.
Seit 2015 hast Du Dein eigenes Unternehmen und die Marke «DJ ZsuZsu» erfolgreich aufgebaut (djzsuzsu.com). Was sind Deine Highlights seither?
Bereits nach kurzer Zeit im Startup Business, gründete ich mit meinem damaligen Partner ein eigenes kleines Unternehmen, welches er heute noch erfolgreich führt. Kurz darauf habe ich mich ebenfalls zu 100% als DJ ZsuZsu selbständig gemacht. Wichtig war mir, nicht einfach nur aufzulegen, sondern gezielt langfristige Geschäftspartner zu finden. Noch heute arbeite ich mit diversen dieser Partner zusammen. Wir haben gemeinsam viel erreicht und unzählige Highlights erlebt. Ein Beispiel für diese langjährigen Partnerschaften ist sicher mein eigenes Veranstaltungslabel „Breakfast at Tiffany’s“. In diesem Jahr feiern wir bereits unser 7-jähriges Jubiläum! Weitere Highlights sind sicherlich die Auftritte an renommierten Open Air Festivals wie dem Gurten, Gampel, Heitere, St. Gallen, etc. Zudem liebe ich das Arbeiten mit anderen Musikern und Künstlern. Deswegen stehe ich nicht nur alleine auf der Bühne, sondern auch als das „DJ ZsuZsu Drumset“. Hier performen wir zusammen mit zwei Schlagzeugern, Tänzern und anderen Musikern. Diese Auftritte als Band schätze ich sehr und freue mich auf die anstehenden Gigs, welche dieses Jahr hoffentlich endlich durchgeführt werden können.
Wie ist es Dir in den letzten zwei schwierigen Jahren als Kulturschaffende ergangen?
Als es im Juni / Juli 2020 absehbar wurde, dass sich die Situation im Kulturbereich nicht so schnell normalisieren würde, habe ich mir überlegt, wo ich mich mit meinem Rucksack an Wissen und Erfahrungen nützlich einbringen könnte. So habe ich mich bei der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich gemeldet und meine Kenntnisse aus der Wirtschaftsprüfung und der Kulturbranche, in welcher ich mich seit nun 25 Jahren bewege, angeboten. Seit Juli 2020 bin ich nun Teil des Teams für die Corona-Ausfallentschädigungen für Kulturschaffende und Kulturunternehmen. Von daher hatte und habe ich trotz allen abgesagten Veranstaltungen immer viel zu tun und darf in einem ganz tollen Team arbeiten.
Welche Tipps möchtest Du HWZ Studierenden auf den Weg geben, wenn sie den eigenen Weg abseits des gesellschaftlichen Rahmes gehen möchten?
Da bin ich relativ rebellisch und sage, lasst euch euren Lebensweg von niemandem vorschreiben. Wichtig ist zu erkennen, aus welchen Gründen man einen bestimmten Weg einschlagen möchte. Macht das, was euch wirklich interessiert und macht es grossartig! Und wenn es Zeit für einen Wechsel ist, nur zu! Denn wenn etwas doch nicht so ist, wie ihr euch das vorgestellt habt, könnt ihr es für euch selber abhaken und das nächste Abenteuer angehen.
Liebe ZsuZsu, herzlichen Dank für das tolle Interview und für Deine Zeit. Weiterhin von Herzen alles Gute und viel Inspiration in Deinem beruflichen und privaten Leben.


fhnews.ch ist aufgefrischt und erweitert – schau rein!
VON GUY STUDER
L
ange wurde im Hintergrund beim Dachverband FH SCHWEIZ daran gearbeitet. Nun präsentiert sich die beliebte Content-Plattform fhnews.ch seit 1. April als erweitertes und visuell aufgewertetes Portal.
Die Benutzeroberfläche wurde neu geordnet und mit mehr Funktionen ausgestattet. Grösste Neuerung ist der Login-Bereich für Interessierte und Mitglieder. Dort kann man Autor:innen folgen, Lesezeichen setzen und selbst Artikel erfassen. Auch weitere Inhalte wie Wettbewerbe, Mitgliederangebote, Jobs, Events und Weiterbildungen wurden neu integriert. Diese ergänzen die bisherigen Beiträge von Studierenden, FH-Absolvent:innen, Partnern aus der Wirtschaft und Fachhochschulen – darunter auch der HWZ. Auch ein Link zum E-Paper des Magazins INLINE von FH SCHWEIZ besteht neu. Herzstück von fhnews.ch bleiben aber die Autorinnen und Autoren, die mit eigenen Beiträgen die verschiedensten Facetten aus der FH-Welt, ob aus dem Studium oder danach aus der Arbeitswelt, mit den Lesenden teilen. Auch du kannst jederzeit zur Autorin oder zum Autor werden. Interessiert? Schau doch am besten einfach mal rein unter www.fhnews.ch.
Networking De luxe - das war die Alumni GV 2022
VON SIMONE EPPLER
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ie diesjährige Generalversammlung im Aubrey war klein, aber fein und die Stimmung gelöst – schliesslich haben wir lange genug darauf gewartet, unser Wir-Gefühl live zu zelebrieren! Zu einem hervorragenden Catering durften die Gäste sich dann auch gleich in intensivem Networking üben. Auch der Humor kam nicht zu kurz.
Bewegung an HWZ und FH SCHWEIZ – und eine Überraschung
Die HWZ bleibt in ständiger Bewegung. Corona habe den Aus- und Weiterbildungsbedarf stark erhöht und beschleunigt. Und durch die fortschreitende Spezialisierung in Unternehmen gibt es an der Hochschule auch immer Dozent:innen – auch in absoluten Zahlen –, die dieses Spezialwissen vermitteln, um so den wichtigen Bogen zur Forschung und Praxis zu schlagen, so Matthias Rüegg. Er überbrachte auch die frohe Botschaft, dass die alumni HWZ sich grosser Beliebtheit erfreue, was uns natürlich zu Höchstleistungen motiviert!
Auch an der FH Schweiz hat sich einiges getan – auch dank Andri Silberschmidt, welcher eine neue Ära eingeläutet hat. So gibt es eine Vielzahl an Aktivitäten wie zum Beispiel an der Swiss Skills, wo der Nachwuchs über die Bildungslandschaft informiert wird. Dabei wird stark mit Botschafter:innen gearbeitet. Das Ganze wird durch www.meindschungel.ch ergänzt. Ziel für 2022 ist jedoch, nicht nur den Nachwuchs zu fördern, sondern auch ein passendes Bildungsangebot für spätere Lebensphasen zu bieten.
Toni Schmid von FH SCHWEIZ gab ausserdem bekannt, dass Alexia Böniger und Georges Ulrich ihre 20-jährige Zusammenarbeit zugunsten der alumni HWZ feiern – der perfekte Anlass, in amüsanten Anekdoten zu schwelgen, zu schmunzeln und den beiden Überraschten Geschenke zu überreichen. Wir gratulieren!
Professionalisierung der Kommunikation und neue Gesichter im Vorstand
Corona konnte uns auch im letzten Jahr nicht aufhalten! Wir konnten das meiste virtuell durchführen – Apérobox inklusive. Doch es gab auch genügend Gelegenheiten, sich live zu treffen, etwa am Stammtisch in der Stubä oder tanzend auf dem Bauschänzli. Doch unser grösster Stolz ist der Go-Live unseres Alumni Management Systems (AMS), die Plattform, die ermöglichen wird, Inhalte zielgerichtet an unsere Mitglieder auszuspielen.
Der Fokus im 2022 liegt somit auch darauf, das AMS weiterzuentwickeln, und da ist Feedback seitens unserer Mitglieder bezüglich Content, Veranstaltungen und sonstigen Ideen sehr erwünscht. Auch wichtig wird uns sein, für das fhMentoring Mentees zu gewinnen – damit möglichst viele von diesem wertvollen, kostenlosen Programm profitieren können. Zudem ist die Festigung des Wir-Gefühls auch in diesem Jahr eine Herzensaufgabe für uns, und zwar unter dem Motto «Ich interessiere mich für dich» – und ohne Abgrenzung gegen andere.
Apropos Wir-Gefühl – wir durften mit Carlin Staub und Thomas Hübner auch dieses Jahr neue Vorstandsmitglieder begrüssen. Wir freuen uns sehr über diesen frischen Wind und auf ihre Beiträge!

Networking De luxe und reger Austausch
Das Highlight einer jeder alumni-GV ist natürlich der lockere Teil. Und weil wir bezüglich sozialer Kontakte alle ein bisschen eingerostet sind, wurden unsere Gäste im Rahmen eines Networking-Spiels herausgefordert, sich gegenseitig wirklich kennenzulernen, sich offenes, wertschätzendes Feedback zu geben und Persönliches von sich preiszugeben. Währenddessen wurden deliziöse Häppchen serviert und die eine oder andere Unterhaltungseinlage unseres «Hilfskellners» Bruno (gespielt durch den Komiker Markus Schrag) sorgten für Gelächter.
Im «Deep Dive» mussten alle möglichst viele Antworten auf Kärtchen sammeln – und gleichzeitig der anderen Person aufmerksam zuhören – eine Kunst. Doch es gab auch was Wertvolles zu gewinnen: eine Coaching-Session mit unserer lieben Giovanna Lotito – einem langjährigen Vorstandsmitglied der alumni HWZ.
Es lag eine Feierstimmung in der Luft – das Networking-Spiel war zwar bereichernd, aber eigentlich gar nicht notwendig, es waren alle mehr als bereit, sich miteinander auszutauschen. So freuen wir uns umso mehr auf das nächste Mal!