AAA-Rating: Auszeichnung An Alina
VON SIEGFRIED EPETI
D
ie Bachelorarbeit ist die Krönung des Studiums. Man investiert Monate in sie und die Erschöpfung ist so gross, dass man am Ende sogar mit einer Note von 4,0 zufrieden ist. Bei jeder Note über 5,0 ist man wahrscheinlich sprachlos. Wir hoffen, dass unsere Interviewpartnerin ihre Stimme inzwischen zurückgewonnen hat. Alina Kobler, HWZ-Absolventin des Bachelor in Betriebsökonomie, erhält 2021 die Auszeichnung für die beste Bachelorthesis – eine glatte 6,0.
Alina, herzliche Gratulation für diese Spitzenleistung. Worum geht es in deiner Bachelorthesis?
Vielen Dank! Es ist schwierig, es knapp zusammenzufassen, aber ich gebe mein Bestes. In der Verhaltensökonomie wird gerne auf Nudges gesetzt. Das sind kleine Schubser in die richtige, bzw. gewünschte Richtung, z.B. durch das Platzieren eines Produktes auf Augenhöhe oder das Setzen von Standardoptionen. Da mich dieses Thema schon länger interessiert und Nudges teilweise als manipulativ oder bevormundend kritisiert werden, habe ich mich gefragt, ob es eine weniger unterschwelligere und nachhaltigere Alternative geben könnte. In meiner Arbeit habe ich die bestehenden Theorien der Verhaltensökonomie mit Teilaspekten der Motivationspsychologie kombiniert, um ein neues Marketingmodell zu kreieren. Vereinfacht gesagt geht es darum, Win-Win-Situationen zu generieren, indem ein Unternehmen seine Kunden dabei unterstützt, ein persönliches Ziel zu verfolgen und dabei als Nebeneffekt den Umsatz steigern und die Kundenbindung verbessern kann.
Das ist sehr spannend. Gilt das Thema als eine Vorlage, welche du beruflich weiterverfolgen willst?
In meinem aktuellen Umfeld ist das leider schwierig. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, mich in der Thematik weiter zu vertiefen und eventuell längerfristig ein eigenes Business in diesem Bereich zu starten.
Dabei drücken wir dir die Daumen. Welches waren deine drei besten Tipps & Tricks, um beim Schreiben motiviert zu bleiben?
Ich habe mir ein Kanban Board aufgehängt und mit Post-its die verschiedenen To-Do’s der einzelnen Kapitel angeheftet. Das Board habe ich in Spalten für die einzelnen Teile der Arbeit und Zeilen für „To-Do“, „Work in Progress“ und „Done“ eingeteilt. Mir war wichtig, das ganz old-school auf Papier zu haben und an die Wohnungstüre zu hängen. So bin ich immer wieder daran erinnert worden, was ich noch zu erledigen habe und hatte den motivierenden Aspekt zu sehen, was ich bereits geschafft habe. Ein digitales Board wäre wesentlich weniger präsent gewesen und hätte sicher nicht den gleichen Effekt gehabt.
Ich finde auch die Wahl des Themas sehr wichtig. Ich habe etwas gewählt, das mich wirklich interessiert und meine Leidenschaft dafür hat mir sehr viel Motivation gegeben. Wer Netflix hat, sollte keine Serien anfangen. Das Suchtpotenzial frisst einfach zu viel Zeit und Aufmerksamkeit. Ein Spielabend mit Kollegen ist da in meinen Augen eine viel bessere Option, um zwischendurch mal abzuschalten. Aber Pausen sollten auf jeden Fall eingelegt werden, um etwas Abstand zu gewinnen. Manchmal helfen diese auch, eine neue Sicht auf ein bestimmtes Thema zu gewinnen.
Bekannt ist ja (NB: nicht wissenschaftlich belegt), dass Zürcher Cafés nicht von Kaffeeliebhaber:innen sondern von Student:innen und Jungunternehmer:innen gefüllt sind. Welcher Ort hat dir Zuflucht gegeben?
Ich habe die Arbeit komplett zuhause geschrieben. Für kreative Denkpausen habe ich aber Zuflucht in Spaziergängen im nahegelegenen Wald gefunden.
Diese Auszeichnung sagt vieles aus. Vor allem, dass dein Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Wohin führt dich die akademische Reise als nächstes?
Das weiss ich noch nicht genau. Ich schaue mir momentan verschiedene Masterstudiengänge an und überlege alternativ auch in einem anderen Bereich noch einen zweiten Bachelor zu machen. Ich habe mich aber noch nicht entschieden.
Emotionale Filme über Frauen – nüchternes Kommunikationskonzept verlangt
VON MIKE GADIENT
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it Filmen von und über Frauen inspirieren – Mario Trüb unterstützt das neu lancierte «Women in Film Festival» wo er nur kann, hauptsächlich im Kommunikationsbereich. Wie ihm sein HWZ-Studium dabei hilft und weshalb er für die diesjährige Ausgabe im Zürcher Kino Corso noch einen Medienpartner und eine Bloggerin sucht.
youtube-Screenshot/journeyman pictures
«Mädchen, die surfen, sind Schlampen.» Mit dieser Aussage sehen sich die Hauptdarstellerinnen des Dokumentarfilms Bangla Surf Girls konfrontiert. Die Mädchen aus Bangladesch wollen dem örtlichen Surfclub beitreten und wagen es davon zu träumen, der Zwangsheirat zu entkommen. «Diese Story, wie sich die jungen Frauen gegen die Widrigkeiten durchsetzen, hat mich am meisten berührt», erzählt Mario Trüb. Er ist vergangenen Spätsommer in der Schlussphase zum «Women in Film Festival» gestossen. Dabei unterstützte er die beiden Gründerinnen Susana Metzger und Charlotte Gantenbein zu Beginn beim Verfassen von Medienmitteilungen und beim Gegenlesen von Interviews. Von Woche zu Woche übernahm er mehr Aufgaben, weshalb er im Organisationskomitee mittlerweile als «Tausendsassa» betitelt wird.
Mario Trüb verfasste die Untertitel der 13 Dokumentarfilme aus Australien, Japan, Uganda, Iran oder der Schweiz. Er fuhr während der Veranstaltung eine Regisseurin zum Covid-Testcenter, weil deren Zertifikat abgelaufen war. Und er übernahm die gesamte Kommunikation mit den Medien. Der Start-up-Charakter sagt dem Stadtzürcher zu und erstmals konnte er von seinem an der HWZ erworbenen Wissen (Bachelor in Business Communications) im Ernstfall profitieren. «Ich konnte anwenden, wie man Medienmitteilungen attraktiv aufbaut oder die Journalisten erfolgsversprechend für eine Berichterstattung anfragt», erklärt Trüb, der demnächst sein letztes Semester in Angriff nehmen wird.
Dass er auf das HWZ-Netzwerk zurückgreifen konnte, schätzt der 35-Jährige. Eine Mitstudentin zeichnete sich für das Logo verantwortlich und Dozierende unterstützten ihn mit ihren persönlichen Kontakten oder ihrer Expertise betreffend Werbeplanung. «Ich konnte auf Personen zurückgreifen, die tagtäglich im Kommunikationsbereich arbeiten.»
Das Filmfestival im Blue Cinema Corso ging erfolgreich über die Bühne und wird diesen November wiederholt. Erneut wird den Frauen eine Plattform geboten, auf der sie ihre Stimme erheben und ihre Entschlossenheit demonstrieren können. «Man darf nicht vergessen, dass Frauen in vielen asiatischen Ländern oder dem Nahen Osten sehr wenig Rechte besitzen. Auch bei uns in Westeuropa sind Themen wie Lohnungleichheit noch nicht gelöst», sagt Trüb, der als Projektleiter in einem Handelsunternehmen seine berufliche Erfahrung mit seiner Leidenschaft für Filme verbinden kann. Er erinnert sich: «Der erste Film, den ich selbst mit Untertiteln versehen habe, war mit ‹Wild is the spring› ein äusserst bildstarker.» Gezeigt wurden ergreifende Momente im Leben der verschiedenen ethnischen Gemeinschaften in der Levante Region.
Konzeptionell will sich Trüb jetzt auch stärker einbringen: «Das beginnt beim Kommunikationskonzept: Wo bewegt sich unsere Zielgruppe? Wie sieht ihr Mediennutzungsverhalten aus? Wie erreichen wir mit unserem kleinen Werbebudget den grössten Effekt?» Er will für die kommende Austragung auch einen Medienpartner im Raum Zürich und eine Influencerin respektive Bloggerin gewinnen. «Das sind entscheidende Meilensteine, damit mehr Personen im Kinosaal Platz nehmen.» Noch mehr Publikum und Bekanntheit, das hätten die Filmbeiträge und das Thema an und für sich zweifelsohne verdient – Mario Trüb ist dran, sämtliche kommunikativen Möglichkeiten dafür auszuschöpfen.
womeninfilmfest
Jubiläum: 10 Jahre MAS Banking & Finance
VON BURCU ANGST
M
it der Lancierung des Studiengangs MAS Banking & Finance Ende November 2011 fiel der Startschuss für den ersten MAS nach dem «Blended Learning»-Prinzip. Wir haben bei zwei Absolvierenden des ersten Jahrgangs nachgefragt, was sich seit dem Abschluss getan hat. Zudem wollten wir von Studiengangsleiter Costatino Lanni wissen, wohin die Reise des MAS gehen wird.
Der MAS Banking & Finance HWZ feierte im November 2021 seinen 10-jährigen Geburtstag. Das Besondere an diesem Studienmodell: Es basiert auf dem «Blended Learning»-Konzept im CAS Financial Markets & Valuations und CAS Wealth & Risk Management, den ersten beiden CAS dieses Studiengangs. Das Blended-Learning-Konzept setzt sich aus den Bausteinen Selbststudium, Online-Coaching, Fallstudienbearbeitung, Präsenzunterricht und Webinare zusammen. Das bedeutet, dass die Inhalte im Selbststudium erarbeitet und dann im Präsenzunterricht gemeinsam in Gruppen oder im Plenum vertieft werden. Wir blicken auf die Anfänge zurück und sprechen mit zwei Absolvierenden und dem Studiengangsleiter.
Interview mit Nina Kühle, Absolventin MAS Banking & Finance
Nina Kühle meldete sich am 19. Dezember 2011 zum MAS Banking & Finance an. Damals war sie Quereinsteigerin, Mutter zweier Kleinkinder und noch nicht arbeitstätig in der Schweiz. Was sich bei ihr in den letzten zehn Jahren verändert hat und wie ihr der Studiengang in Erinnerung geblieben ist, verrät sie uns im Interview.
Nina, du hast vor rund 10 Jahren mit dem MAS Banking & Finance bei uns an der HWZ gestartet. Was hat dich damals dazu bewogen, diesen Lehrgang zu absolvieren?
Nachdem ich von Deutschland in die Schweiz gezogen war, gestaltete sich der Wiedereinstieg in den Beruf zunächst als sehr schwierig. Trotz eines Abschlusses in Betriebswirtschaftslehre, mehrjähriger Berufserfahrung im Bereich Controlling und Management in der Baubranche wurde am Schweizer Finanzplatz sehr viel Wert auf eine entsprechende Ausbildung im Bereich Banking & Finance gelegt. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, zusätzlich ein weiterführendes Studium in Form eines MAS Banking & Finance an der HWZ zu beginnen.
Wie ist dir die Zeit im Studium in Erinnerung geblieben?
Das Programm des MAS kam mir nicht nur als Neuzugang in der Schweizer Finanzbranche, sondern auch als junge Mutter mit zwei kleinen Kindern sehr entgegen. Die Aufteilung in Präsenzunterricht und Eigenstudium war eine rechte familiäre Herausforderung, jedoch aufgrund der fest vorgegebenen Daten inklusive Prüfungsfächer gut zu organisieren.
Du warst eine von drei Frauen in diesem Lehrgang. Nichts Ungewöhnliches in der Finanzbranche. Wie war das für dich?
Ich war zwar eine der wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne langjährige praktische Erfahrung im Bankenwesen, jedoch hat mich dies und die Tatsache, dass es wenige Frauen in diesem Studiengang gab, nur noch mehr angespornt, diesen Weg erfolgreich bis zum Schluss durchzuziehen und ein zweites Standbein aufzubauen.
Bist du nach deinem Studium mit Mitstudierenden in Kontakt geblieben?
Ja, ich bin mit einigen MAS-Kolleg:innen bis heute noch in Kontakt. Die unterschiedlichen Profile und Rollen machen das Netzwerk auch über das Studium hinaus interessant.
Wie beurteilst du den Studiengang in der Retroperspektive und kennst du weitere, die den MAS absolviert haben?
Der Studiengang war sehr gut organisiert und die Präsenzwochen haben uns optimal auf die Prüfungen vorbereitet. Lediglich die Masterarbeit über sechs Monate war nach so langer Zeit nach meinem ersten Studienabschluss eine «harte Nuss» für mich. Dank der Unterstützung meines Mannes konnte ich mich an den Wochenenden auf die Thesis fokussieren, während er die Kinder betreute. In unserem Freundes- und Bekanntenkreis haben sich anschliessend zwei weitere Kandidaten für ein Compliance- als auch Banking & Finance Studium als Zweitkarriere entschieden.
Was hat sich beruflich für dich durch den MAS verändert? Wo stehst du heute?
Mit Abschluss des MAS Banking & Finance wurden meine Bewerbungen am Finanzmarkt Zürich letztendlich realisiert. Durch das Real Returns Programm der Credit Suisse erhielt ich eine einzigartige Chance, nach einer Karrierepause in die Berufswelt zurückzukehren. Aufgrund meiner unterschiedlichen Erfahrungen aus Bau- und Bankbranche als auch meinen Qualifikationen konnte ich mich innerhalb kürzester Zeit etablieren und leite heute das Investment Analytics Specialist Team für Schweizer Kunden im Bereich Institutional Clients der Swiss Universal Bank.
«Ich kann noch heute auf das Wissen zurückgreifen»
Anastasius Tschopp stieg im Mai 2012 in den MAS Banking & Finance ein. Damals war er als Property Asset Manager bei der Credit Suisse im Asset Management tätig. Mittlerweile ist er CEO von Swiss Prime Site Solutions und spricht mit uns über seine Zeit an der HWZ.
Du hast zwei Weiterbildungen an der HWZ absolviert: 2010 den MAS Real Estate Management abgeschlossen und im 2011 mit dem MAS Banking & Finance gestartet. Hattest du einen genauen Plan und ist der aufgegangen?
Ich hatte keinen genauen Plan, sondern wollte mich weiter-/ausbilden auf dem Immobiliensektor. Nach dem ersten Master und dem Eintritt in die Credit Suisse dachte ich mir, dass es sinnvoll sein könnte, im Bereich Banking & Finance Wissen anzueignen.
Vier Jahre HWZ. Wie sind dir diese in Erinnerung geblieben?
Viele Baustellen um die HWZ mit viel Lärm😊 Ich habe mich immer wohlgefühlt, gute Dozent:innen, gutes Klima, tolles Gebäude, nette Mitstudent:innen, spannende Themen, Freundschaften …
Du warst Teilnehmer der ersten Durchführung des MAS Banking & Finance. Dies war nicht nur für dich neu, sondern auch für die HWZ. Der MAS war der erste Studiengang, der grösstenteils im Fernstudium absolviert werden kann und lediglich vier Präsenzwochen in zwei Jahren hat. Was hat dich dazu bewogen, diesen Lehrgang zu besuchen? Hat dir das Studienmodell im «Blended Learning» zugesagt?
Schlicht und einfach ich hatte nicht mehr Zeit für weitere Tage an der HWZ pro Jahr und war sehr froh, dass es dieses Modell damals gab. Rückblickend finde ich, dass es eines der besten Modelle ist. Mittlerweile habe ich auch andere Studiengänge so absolviert.
Im 2013 hast du den MAS abgeschlossen und seither eine steile Karriere hingelegt. Mittlerweile bist du CEO von Swiss Prime Site Solutions. Inwiefern haben dir die Weiterbildungen an der HWZ für diese Führungsposition geholfen?
Die Weitebildungen selber sind gut für das Basiswissen sowie als Grundlage für aufbauendes Wissen. Für meine Karriere waren diese beiden Ausbildungen sehr wertvoll, ich kann noch heute auf das Wissen zurückgreifen, wie ein Spitzensportler im Wettkampf auf die Grundlagen aus dem Konditionstraining.
Costantino Lanni, Studiengangsleiter MAS Banking & Finance, über die Zukunft des Studiengangs:
«Der Trend Richtung digitalisiertem Studienmodell wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Der Mix aus Präsenz und begleitetem Selbststudium sowie die Stossrichtung Digitalisierung soll bleiben. Thematisch möchten wir näher am Markt sein und kurzfristig in der Lage sein, neue Inhalte aufzunehmen und weitere Themen, die die Finanzwelt bewegen, einfliessen zu lassen.»

3 MINUTEN
MIT FRANCESCO GRASSI
VON GIOVANNA LOTITO
Als ich vor vielen Jahren das Betriebsökonomie Studium an der HWZ besucht habe, warst Du unser Mathe Dozent. Ich kann mich erinnern, dass Du während den Pausen immer Zeit für die Fragen der Studierenden hattest. Brauchtest Du denn keine Pausen?
Wenn man gerne arbeitet, sind Pausen nicht so wichtig. Den Studierenden habe ich immer gesagt, dass sie ohne Angst Fragen stellen sollen, es gibt keine „dummen“ Fragen und die Antworten können auch für andere Klassenkolleg:innen nützlich sein.
Dazu denke ich, dass die Hauptaufgabe eines Dozenten nicht einfach die Vermittlung der reinen Theorie ist, sondern vielmehr die Beantwortung der Fragen.
Mathematikbücher kann man auch alleine lesen, aber wenn man etwas nicht versteht oder wenn man nicht imstande ist eine Aufgabe selber zu lösen, sind Antworten auf Zweifel oder Unklarheiten ganz wichtig.
In diesem Sinne sind Fragen für mich immer willkommen.
Du hast an der HWZ über 12 Jahre als Mathematik Dozent unterrichtet. Wie war diese Zeit für Dich?
Von meiner Arbeit an der HWZ kann ich nur Positives berichten. Das Arbeitsklima war sehr gut sowie die Beziehungen mit den Studierenden, den Arbeitskolleg:innen und der Schulleitung.
Was mir besonders gefallen hat, ist die starke Motivation der Studierenden, die in der öffentlichen Schule nicht immer vorhanden ist.
Meine Kündigung, deren Gründe ich dem damaligen Rektor Herrn Dr. Bischoff dargelegt habe, hatte mit anderweitigen zukünftigen Plänen zu tun und keineswegs wegen Unzufriedenheit.
Unabhängig von meiner Arbeit an der HWZ hat mir das Leben in Zürich auch sehr gefallen, damals war ich zwei oder dreimal pro Woche an der ETH für Konditionstraining, habe Musik mit meiner Band gemacht und viel Spass gehabt.
Aber es war Zeit für einen Wechsel…
Vor ein paar Jahren bist Du mit Deiner Familie nach Slowenien ausgewandert. Was fasziniert Dich an diesem Land?
Meine Freundin (nun meine Frau) und ich waren in Slowenien in den Ferien, das Land hat uns sofort gefallen, Natur und Städte sind sauber wie in der Schweiz.
Ich habe dann ein Haus im Nationalpark von Jeruzalem gekauft, wir sind mitten in der Natur, die Nachbarn sind ca. einen Kilometer von uns entfernt und sehr nett.
Das Gebiet ist extrem leise, die Luftqualität ist sehr gut, Verkehr ist kaum vorhanden. Wir haben die Möglichkeit, in unserem Garten Biogemüse zu pflanzen.
Andererseits werden wir in wenigen Monaten eine optische Internetverbindung bekommen.
Du bietest einerseits Online-Nachhilfe (www.onlinemath.ch) zu den Themen: Algebra, Analysis, Finanzmathematik, Statistik, Wirtschaftsmathematik an und anderseits entwickelst Du iOS & Android Mathematik Apps (www.appsformath.com). Wie bist Du dazu gekommen?
Nachhilfestunden habe ich seit Gymnasiumszeiten gegeben. Was mir an diesem Typ von Unterricht gefällt, ist die Tatsache, dass man Aufgaben (je nachdem auch komplexe) „on the fly“ lösen muss.
Jetzt, mit dem online Unterricht, ist es ein bisschen anders, aus organisatorischen Gründen muss ich die Unterlagen und Aufgaben vor der Lektion erhalten.
Bevor ich an der HWZ unterrichtet habe, war ich Software Engineer auf dem Gebiet der IT Security. Das Programmieren hat mich schon seit meiner Kindheit interessiert, Programmieren ist eine Kunst, bei der man aus Nichts etwas schafft.
So habe ich meine zwei Lieblingsdisziplinen kombiniert und programmiere jetzt didaktische Apps für das Studium der Mathematik.
Welche Tipps möchtest Du HWZ Studierenden mit auf den Weg geben zum Thema Mathematik?
Ich bin Sportler und mache gerne einen Vergleich mit dem Studium der Mathematik:
will man Resultate im Sport, so muss man trainieren. Genau dasselbe gilt für Mathe.
Man muss nicht auswendig lernen, sondern verstehen und üben.
Mathematik wird ganz schwierig, wenn nicht unmöglich, wenn man die Basis, d.h. die Algebra nicht im Griff hat. Alles ist verbunden und ohne Fundament kann man kaum weitergehen. In einer solchen Situation empfehle ich, sich die Zeit zu nehmen, um die Lücken zu schliessen. Auch Nachhilfe kann nützlich und zeitsparend sein, in diesem Sinne stehe ich gerne zur Verfügung. Mit mir kann man über meine Webseite Kontakt aufnehmen.
Lieber Francesco, herzlichen Dank für das tolle Interview und für Deine Zeit. Weiterhin alles Gute und viel Inspiration in Deinem beruflichen und privaten Leben.

Frischer Wind in der Kammer FH
VON GUY STUDER
I
m Verein Swissuniversities sind alle Schweizer Hochschulen organisiert, um die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den Hochschulen und ihren verschiedenen Typen zu fördern und die Interessen auf nationaler Ebene zu vertreten.
In der Kammer der Fachhochschulen ist es im letzten Jahr zu Wechseln gekommen. Im Präsidium hat Luciana Vaccaro im August Crispino Bergamaschi (Rektor FHNW) abgelöst. Die Rektorin der Westschweizer HES-SO ist gebürtige Italienerin und damit prädestiniert, kulturelle und sprachliche Grenzen in der FH-Landschaft zu überbrücken. Sie sieht aber auch die Fachhochschulen in der Pflicht, wie sie im Magazin INLINE sagt: So müssten sich diese untereinander besser vernetzen. Weiter ist sie unter anderem überzeugt, dass die Studierenden von einem Ausbau des Mobilitätsangebots stark profitieren könnten und würde eine Art «Schweizer Erasmus-Programm» begrüssen. Insgesamt möchte sie aber auch die Marke FH stärken und sieht hier weiterhin Handlungsbedarf: «Wir müssen uns noch besser verkaufen. Unser Praxisbezug ist etwas sehr Wertvolles. Das müssen wir mehr in den Fokus rücken.»
Doch nicht nur das Präsidium, sondern auch die Geschäftsführung der Kammer FH, hat im 2021 gewechselt. Neu übt Etienne Dayer dieses Amt aus und ist in dieser Funktion auch Mitglied im Beirat von FH SCHWEIZ. Damit ist weiterhin der regelmässige und direkte Austausch zwischen dem Dachverband und swissuniversities gewährleistet.
Luciana Vaccaro, Rektorin HES-SO und Präsidentin Kammer FH bei swissuniversities
Das Wir-Gefühl darf nicht verloren gehen
VON MATTHIAS MÖLLENEY
«W
as wir brauchen, ist ein neues Wir-Gefühl, denn nur gemeinsam sind wir stark.» So oder ähnlich steht es in vielen Leitbildern und Verfassungen. Aber wo muss man suchen, wenn man ein Wir-Gefühl finden will? Bei den Sportvereinen und ihren Fans, bei Demonstrationen für oder gegen etwas, oder bei den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Dorfes? Wenn wir dort suchen, wo das Wir-Gefühl besonders laut und vielleicht sogar aufdringlich ist, finden wir dessen Schattenseite, nämlich die Abgrenzung von anderen. Wenn das Gefühl, mit anderen etwas gemeinsam zu haben, zu einem Abgrenzungsbedürfnis oder gar einem Überlegenheitsgefühl und Machtanspruch führt, dann suchen wir an der falschen Stelle.
Wie entsteht ein echtes Wir-Gefühl im Team?
Das Wir-Gefühl kann nur dann einen Mehrwert bringen, wenn es ein inkludierendes Gefühl ist, das offen ist für andere. Es ist zentral, sich für andere Menschen zu interessieren. Dass diese Offenheit, auf andere Menschen zuzugehen, nicht nur gut für das Teamklima ist, sondern einen direkten Einfluss auf die Teamleistung hat, wissen wir u.a. aus einer interessanten Studie von drei amerikanischen Wissenschaftlerinnen1. Zum gleichen Ergebnis kommen auch die Forschungen von Prof. Amy Edmondson aus Harvard zum Thema der psychologischen Sicherheit. In ihren Veröffentlichungen weist sie immer wieder darauf hin, dass es darauf ankommt, eine angstfreie Umgebung zu schaffen, in der sich die Teammitglieder frei äussern können, ohne negative, abwertende Reaktionen befürchten zu müssen2.
Sympathie alleine reicht nicht
Wichtig ist, dass wir das Wir-Gefühl nicht allein von Sympathie abhängig machen. Ein Wir-Gefühl in einer Gruppe zu erzeugen, deren Mitglieder sich untereinander alle sympathisch finden, ist kein grosses Problem. Schwierig wird es, wenn sich innerhalb eines Teams Sub-Teams bilden, wenn sich also eine Untergruppe, die sich untereinander sympathisch findet, von den anderen Gruppenmitgliedern abgrenzt. Ich denke, wir haben das alle schon erlebt, sei es im Beruf, im Sportverein oder sonst irgendwo. Da bildet sich ein «innerer Kreis» von Menschen, die nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch persönlich verbunden sind, zum Beispiel in privaten Chat Gruppen oder beim regelmässigen, gemeinsamen Feierabendbier. Neben diesem inneren Kreis gibt es dann meistens noch andere Mitarbeitende, die zwar zum Team gehören, aber nicht zu dieser Kerngruppe, die von gegenseitiger Sympathie zusammengehalten und damit abgeschottet wird.
Wie kann ein Wir-Gefühl trotz innerer und äusserer Kreise entstehen?
Wie kann man Verbindungen schaffen, wenn einige Mitarbeitende auch privat in Sympathie verbunden sind, während andere nicht aufgenommen werden in die private Whatsapp-Gruppe und immer vergessen werden, wenn sich der innere Kreis nach der Arbeit noch auf ein Bier trifft? Viele Vorgesetzte, die eine solche Cliquen-Bildung wahrnehmen, versuchen ein gemeinsames Teamgefühl zu erzeugen, indem sie immer wieder alle Mitarbeitenden zu Aktivitäten innerhalb und ausserhalb der Arbeitszeiten einladen. Sie hoffen, auf diese Weise die Sympathie auf alle Mitarbeitenden ausdehnen und ein Team formen zu können, in dem sich alle gegenseitig mögen.
Genauso wenig wie sich die Hoffnung junger Eltern erfüllt, dass ihre Sprösslinge die Kinder von befreundeten Paaren automatisch gernhaben, weil sich die Eltern sympathisch finden, kann es gelingen, Sympathien in einer Arbeitsgruppe künstlich zu erzeugen. Da helfen weder gemeinsame Abenteuerspiele noch das Erlebniskochen mit allen Teammitgliedern. Natürlich dienen solche Aktivitäten dazu, dass sich die Teilnehmenden besser kennenlernen, aber wenn man genau hinschaut, wer beim gemeinsamen Kochen nebeneinandersteht, und wer mit wem gemeinsam über den Hindernis-Parcours läuft, dann sind das meistens nicht diejenigen, die im Büro nichts miteinander zu tun haben wollen, sondern diejenigen, die sich vor der Teamarbeit schon sympathisch fanden. Also keine besonders erfolgversprechende Strategie, um das Wir-Gefühl zu steigern. Sie führt in vielen Fällen nur zur Festigung der inneren und äusseren Kreise.

Das Schaffen psychologischer Sicherheit als Schlüsselelement
Was können wir also tun, wenn wir die Suche nach dem Wir-Gefühl für das gesamte Team nicht aufgeben wollen? Wir könnten das gegenseitige Kennen und die Sympathie zu entkoppeln versuchen. Wir müssen lernen, dass Sympathie eine wichtige, aber nicht die einzige Voraussetzung für eine gute Kooperation ist. Das kann gelingen, wenn wir uns auf die psychologische Sicherheit im Team konzentrieren, also nicht auf eine möglichst hohe Sympathie von allen, sondern darauf, dass es im gesamten Team möglichst viel Respekt, Vertrauen und Wertschätzung gibt. Das sind die drei Säulen der psychologischen Sicherheit. Um sie zu stärken, braucht es vor allem ein gutes gegenseitiges Kennen, und zwar unabhängig von Sympathie.
Wie geht es dir….wirklich?
Sympathie zu entwickeln, kann man nicht anordnen, sich gegenseitig kennenzulernen schon. Geeignete Methoden gibt es auch bereits. Wir könnten das Konzept Beyond Leadership3 anwenden, das seine hohe Eignung im Teambuilding in den letzten Jahren in sehr vielen Workshops bewiesen hat. Wir könnten es aber noch einfacher machen, indem wir uns vornehmen, jeden Morgen einen Kollegen oder eine Kollegin per Zufallsverteiler ganz speziell anzusprechen. Wir könnten sie die übliche Frage fragen, wie es ihnen geht, dann aber das kleine Wort «wirklich» ergänzen. «Wie geht es dir………wirklich?». Dann müssen wir uns nur noch ein paar wenige Minuten Zeit nehmen, um mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören, was die Gefragten antworten. Das ist einfach und für wirklich jeden und jede problemlos umsetzbar. Und es wirkt, denn es zeigt erstens den Respekt vor den anderen, zweitens festigt es das Vertrauen, dass Offenheit nicht bestraft wird, und drittens zeugt es von Wertschätzung der anderen Person gegenüber. So kann aus einer einfachen Frage und dem Interesse an der anderen Person psychologische Sicherheit entstehen.
Fazit
Damit sind wir am Ende wieder beim Wir-Gefühl angelangt. Es entsteht nicht nur in einer ausschliesslich von Sympathie getragenen Umgebung, sondern überall dort, wo Menschen sich füreinander interessieren, sich kennenlernen wollen und damit ein Klima der psychologischen Sicherheit schaffen. So werden nicht nur Ergebnisse, Leistungen oder Anstrengungen wertgeschätzt, sondern der Mensch selbst steht im Zentrum. Klingt schwierig? Versuchen Sie doch mal, jeden Morgen einen zufällig ausgewählten Menschen zu fragen: «Wie geht es dir…..wirklich?». Und dann müssen Sie sich nur noch ein kleines bisschen Zeit nehmen ihm zuzuhören.
1 Creary, S. J., Caza, B. B., & Roberts, L. M. (2015). Out of the box? How managing a subordinate’s multiple identities affects the quality of a manager-subordinate relationship. Academy of Management Review, 40(4), 538-562
2 Edmondson, A. (June 1999). Psychological Safety and Learning Behavior in Work Teams. Administrative Science Quarterly, Vol 44
(No. 2), 350-383
3 Mölleney, M., & Sachs, S. (2020). Beyond Leadership (eBook). Zürich: SKV Verlag