«Wer aufhört neugierig zu sein, hört auf, erfolgreich zu sein»
VON MIKE GADIENT
Weshalb sich HWZ-Dozent Roman Schmid als Leader bezeichnet und der Meinung ist, dass uns Schweizern ein guter Mix aus Mut und Bescheidenheit steht.
Sie unterrichten seit bald drei Jahren an der HWZ. Was treibt Sie an?
Ich sehe, dass ich meine Erfahrungen an hungrige Talente weitergeben kann und einige dieser Talente die Schweizer Wirtschaft prägen werden. Mir gefällt der «HWZ-Spirit» mit progressiver Haltung und Qualitätsanspruch. Ebenso schätze ich den partnerschaftlichen Austausch und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der Studiengangsleitung und den Dozierenden.
Was empfehlen Sie den Studierenden, um im Studium und im Arbeitsmarkt bestehen zu können?
Wer aufhört neugierig zu sein, hört auf, erfolgreich zu sein. Und manchmal braucht es auch «zwei Schritte zurück», um einen wichtigen Schritt nach vorne zu machen.
Wie meinen Sie das?
Um Perspektive zu gewinnen und zu reflektieren, aber auch im Sinne, dass man investieren muss, bevor man ernten kann. Einer der Werte unserer Firma SanDono lautet «humble & bold»: Mit beiden Füssen im Leben stehen und mutig handeln – es geht um den richtigen Mix und leider leben viele Menschen in der Schweiz heute nur den Aspekt der Bescheidenheit. Mutig zu denken und zu handeln ist kulturell fremd. So wünsche ich mir für die Schweiz und auch allen Studierenden an der HWZ viel mehr Mut und echte, grosse Ambitionen.
Sie beschreiben sich als «echten Leader». Wie ist das zu verstehen?
Ich beziehe Stellung und drücke meine Meinung klar und deutlich aus, sei es in Artikeln, Vorträgen oder in Gesprächen privater und geschäftlicher Natur. Ich trage damit Verantwortung und dies nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine Familie aber auch für unsere Gesellschaft, Wirtschaft und unseren Planeten. Aktuell bin ich beispielsweise daran, eine «innovative thinkers community» zusammenzubringen. Wir werden zentrale Fragen der «post-covid-19-Zeit» diskutieren, finden konkrete Lösungsansätze und lancieren Projekte sowie Initiativen, die nachhaltige Veränderungen anstossen.
Können Sie einige wichtige Fragen dieser «post-covid-19-Zeit» nennen, die Ihrer Meinung nach im Zentrum stehen sollten?
Wieso kam es eigentlich zu dieser Pandemie? Was waren die Ursachen und Treiber dieser Entwicklung? Was lernen wir daraus über den Zustand unserer Wirtschaft, der Wirkung unseres Staates oder auch unser Zusammenleben als Gesellschaft? Was kann jeder Einzelne aus den Situationen lernen, in denen wir Druck und Unbehagen, aber auch Sehnsucht gespürt haben? Was haben wir (zu) lange ignoriert? In welchen Bereichen des Arbeitens und (Zusammen-)Lebens wollen wir als Gesellschaft neue Impulse setzen?
Sind Sie zufrieden mit dem Krisenmanagement unserer Regierung?
Die Massnahmen, welche die Schweizer Regierung beschlossen hat, fand ich meist sinn- und massvoll. Sie dienten dazu, kurzfristig Schlimmeres zu verhindern und den Status Quo zu bewahren. Eine Krise ist aber vor allem auch eine Chance, Dinge neu zu denken und Veränderungen anzustossen, damit neue, bessere Grundlagen für eine nachhaltige, gesunde und bessere Welt entstehen können. Hier habe ich bisher leider wenig bis gar keine Bereitschaft, Willen oder Fähigkeit gespürt.
Immer auf der Suche nach einem tieferliegenden Grund. Sind sie nie rastlos?
Es ist nicht wichtig, immer weiter und immer tiefer zu gehen. Wichtig ist, einen Anspruch auf echtes Verständnis und persönliches Wachstum zu pflegen. Immer näher an die Verwirklichung der individuellen, authentischen «reason why» zu kommen, die auch meist den maximalen Mehrwert für alle schafft – ganz im Sinne der modernen Interpretation des Konzepts «ikigai». Es beschreibt unter anderem, wie man eben genau die Arbeit finden kann, welche die eigene Leidenschaft und «reason why» ausdrückt.
Auf der Website von SanDono steht, dass es Ihnen wichtig ist, dass Ihre Kunden fragen wie «Wer bin ich?», «Was kann ich?» und «Was will ich?» für sich beantworten können respektive wollen – warum ist Ihnen das so wichtig?
Meine Frau und ich haben durch unser Leben und unsere Arbeit als Coaches gemerkt, dass die Auseinandersetzung mit diesen drei Fragen eine wichtige Grundvoraussetzung für ein nachhaltig erfolgreiches und erfüllendes Leben ist.
Infobox
Roman Schmid ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Mit seiner Frau Natalia lebt der 35-Jährige in Einsiedeln. Sie sind Co-Founder von SanDono, ihrer gemeinsamen Firma mit Sitz in Wollerau, die seit 2016 Menschen und KMU hilft, besser zu gestalten. An der HWZ unterrichtet Roman Schmid Digital Business und Digital Leadership.
sandono.ch
And The “Ethic Price” Goes To
VON SIEGFRIED EPETI
Selma Hadžić, Absolventin des Bachelors Business Communications HWZ, erhält einen Ethikpreis für ihre Bachelorthesis. Sie befasst sich mit arbeitsmarktlicher Integration eritreischer Flüchtlinge.
Selma, wieso zögern Unternehmen, Eritreer einzustellen?
Grundsätzliche Bedingungen werden nicht erfüllt – schwache kulturelle, soziale und strukturelle Integration. Flüchtlinge brauchen Betreuung. Sie verstehen die Sprache nicht und haben eine andere Kultur. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden, dann werden sie auch nicht eingestellt. Ich habe Massnahmen für einen erleichterten Einstieg vorgeschlagen, die dazu führen könnten, Hindernisse für eine Einstellung zu minimieren.
Was können Schweizer Bürger tun, um Eritreern bei der Integration zu helfen?
Ist die Kontaktaufnahme mit Schweizern schwierig? In meinem Workshop antworteten 73% der Eritreer mit «Ja». Begründungen: «Sprachproblem», «Schweizer möchten keinen Kontakt», «Schweizer mögen keine Asylsuchenden», «Schweizer haben keine Zeit». Eritreern fehlt also der Kontakt und so kann keine erfolgreiche kulturelle Integration stattfinden. Wir müssen sie als Teil der Gesellschaft anerkennen.
Es gab eine Zeit, da war es einfacher, Urlaub zu planen. Jetzt liegen 5’000 CHF herum. Was machst du mit dem wohlverdienten Preisgeld?
Die liegen tatsächlich noch rum. Das Geld war hart erarbeitet und soll auch nicht so schnell und unsinnig ausgegeben werden.
«Wenn wir nicht dafür sorgen, dass Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden, dann werden sie auch nicht eingestellt.»
Ein Gastronom in der Marketingkommunikation
VON LAURA ODERBOLZ
Stefano Endrizzi war lange als Gastronom tätig, bevor er im Marketing eine neue Herausforderung suchte. Als Sales & Marketing Manager beim Weinhändler Vergani ist er der Branche treu geblieben und kann dank der Weiterbildung in Marketing Communciations in seiner neuen Funktion richtig durchstarten.
Stefano, du stammst aus einer Wirtsfamilie, hast zuerst eine Kochlehre und anschliessend die Hotelfachschule in Luzern absolviert. Ich nehme an, deine Faszination für das Gastgebersein liegt zu einem grossen Teil in deinen Genen …
So ist es. Nebst meiner beruflichen Laufbahn in der Gastronomie liebe ich es, Freunde zu bekochen und Gastgeber zu sein. Ich probiere gerne neue Gerichte und Produkte aus, dazu noch den passenden Wein mit seiner Geschichte zu servieren, bereitet mir sehr viel Freude. Ein guter Gastgeber soll meines Erachtens nicht in den Vordergrund treten, sondern seine Gäste mit viel Empathie und Feingefühl kulinarisch verwöhnen.
Du warst lange in der Gastronomie tätig, unter anderem auch als Geschäftsführer bei einem bekannten Zürcher Restaurant, bevor du beim Weinhändler Vergani als Sales & Marketing Manager eingestiegen bist. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Die Zusammenarbeit mit dem Traditionsunternehmen Vergani war in meiner vorherigen Funktion im Restaurant immer sehr partnerschaftlich. Als es offiziell war, dass ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung bin, habe ich mich mit der Familie zu einem Austausch getroffen und die Stimmung hat sofort gepasst. Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich hier beruflich wie auch persönlich weiterentwickeln und Neues dazulernen kann.
Welche Erfahrungen und Fähigkeiten, die du in deiner Position als Geschäftsführer sammeln und aneignen konntest, helfen dir in deinem neuen Job?
Der Umgang und das Zwischenmenschliche zu den Kunden war mir immer wichtig und helfen eine erfolgreiche Partnerschaft zu pflegen. Durch den jetzigen Fokus auf die Gastronomie kann ich zudem viel Wissen aus der Praxis mit einbringen.
Im vergangenen August hast du mit dem CAS Marketing Communications an der HWZ begonnen. Weshalb hast du dich für diesen Lehrgang entschieden?
Das Marketing gewinnt in meiner Tätigkeit zunehmend an Bedeutung. Der Lehrgang CAS Marketing Communications an der HWZ wurde mir von mehreren Menschen wärmstens empfohlen. Die HWZ geniesst einen hervorragenden Ruf und von diesem Studiengang erwarte ich einen umfassenden und praxisbezogenen Einblick in die wichtigsten Bereiche der Marketing Kommunikation.
Wovon hast du im Lehrgang am meisten profitiert?
Am meisten profitieren konnte ich von den hochstehenden Dozierenden. Alle verfügen über fundierte Fachkenntnisse und bringen jahrelange Erfahrung und Praxisbezug mit. Einige sind sogar Pioniere auf ihrem Fachgebiet.
Durch den interaktiven Unterricht sowie die vielen praxisbezogenen Beispiele aus den Unternehmen der Studenten nimmt man viel Inspiration für die eigene Tätigkeit mit.
Der Weinmarkt in der Schweiz ist hart umkämpft. Wirst du etwas Neues in eurer Marketing-Strategie ausprobieren? Und wenn ja, was schwebt dir vor?
Da ich in einem sehr dynamischen Unternehmen arbeite, konnte ich bereits während des Studiengangs neue Ideen einbringen und umsetzen. Seien es kleine Anpassungen nach Erkenntnissen des Neuromarketings oder das Verbessern der Customer Experience. Für das kommende Jahr steht Multi Channel Management und das Ausbauen der E-Commerce Strategie im Fokus.
3 MINUTEN
MIT DAVID FIORUCCI
VON SIMONE EPPLER
Hand aufs Herz, bei welchen Eigenschaften, die du in deinem Leadership-Modell LP3 beschreibst, gibt es in der Praxis das grösste Entwicklungspotenzial?
Es gibt drei Hauptpunkte, die hervorstechen. Zum einen die Selbstreflexion, die das Herzstück einer guten Führungskraft ist, zum anderen die Vision, bei der oft die Zwischenschritte (vor allem der erste Schritt) fehlen und schliesslich die persönlichen Werte, die nicht kommuniziert und erklärt werden.
Gibt es “natural born Leader*innen” oder ist Leadership eine Frage der Disziplin?
Natürlich gibt es Unterschiede und manche Menschen haben mehr Leadership im Blut als andere, dennoch gibt es Raum zum Lernen und Entwickeln. Sie müssen sich selbst und Ihre Wirkung kennen. Emotionale Intelligenz ist der Schlüssel.
Agile Führung und steile Hierarchien – kann das funktionieren?
Wir müssen einen Rahmen schaffen, in dem Agilität stattfinden kann. Wir werden immer Leader brauchen, denn nicht jeder hat die Autonomie und die Ressourcen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen. Es ist also keine Frage der Hierarchie, sondern des Vertrauens und der Entwicklung. Wie ich zu sagen pflege: Leadership ist eine legitime Macht.
Was möchtest du als Leadership-Dozent künftigen Führungskräften mit auf den Weg geben?
Dass Leadership ein Hebel ist, um zu einer besseren Welt beizutragen und dass es eine grosse Verantwortung gegenüber anderen, der Gesellschaft, dem Unternehmen und sich selbst bedeutet.
FH-Mentoring: Hilf oder werde geholfen
VON SUSANNE BALDINGER
Sharing ist das Gebot der Stunde. Oder in diesem Fall sharing is caring:
Das neue Programm fhmentoring.ch fördert den Austausch von Erfahrung und Wissen. Mentor/-innen und Mentees an Fachhochschulen können gleichermassen davon profitieren – in der ganzen Schweiz. Initiiert wurde das Programm, das seit kurzem läuft, von der HWZ, der alumni HWZ und dem Dachverband FH SCHWEIZ. Bist du Absolvent oder Dozentin einer Fachhochschule und möchtest dein Wissen und deine Erfahrung mit Studierenden einer FH teilen? Dann melde dich! Oder du studierst an der HWZ und möchtest herausfinden, wer für dich als Mentor/-in für eine bestimmte Fragestellung oder für einen regelmässigen Austausch in Frage käme? Dann kommen wir auf dich zu, sobald wir genügend Mentorinnen und Mentoren haben. Zum Beginn läuft das Pilotprojekt noch an der HWZ, soll danach aber ausgebaut werden. Zu den Bedingungen gehört, dass ein Mentorat für beide Seiten kostenlos ist. Erfahrungsgemäss sollte es maximal ein Jahr dauern. Du möchtest mehr darüber erfahren? Dann schau unter dem Link nach. Je mehr mitmachen, desto eher wird das Projekt ein Erfolg!
fhschweiz.ch/fhmentoring
Illustration von Flavia Korner
Wer wagt nach solch einem Jahr noch einen Ausblick?
VON GEORGES ULRICH
Das Wort „Distanz“ hat eine nicht vorhergesehene, aber erlebbarere und viel differenziertere Bedeutung erlangt. Die alumni HWZ möchte auf keinen Fall auf Distanz gehen, ganz im Gegenteil. Doch Distanz ist eine Realität geworden, welche es zu überwinden gilt. Die neue Distanz mit dem Ziel von mehr Nähe, wer hätte das schon als Ziel für 2021 formuliert? Der Vorstand hat sich sehr konkret mit dieser Frage am 24.10.2020 agil und in hybrider Form an der Strategietagung befasst und intensiv an einer Idee, welche wir als „Life Cycle Kommunikation“ aufgenommen haben, gefeilt.
Im Grunde genommen ist die Idee eigentlich ganz einfach; vom „Zeigen was geht wo in der alumni HWZ“, hin zu „Wo bist Du gerade und wie machst Du mit“? Mit diesem Gedanken wollen wir den HWZ Community Gedanken viel breiter angehen, als nur aus der Sicht der Alumni Organisation und ihren Mitgliedern. Alumni HWZ ist mehr als Informationen für Ehemalige. Es ist ein Teil von etwas Grösserem, ein Teil von Dir, egal wo Du stehst. Wir gehen gemeinsam auf den weiteren Weg. Natürlich kann man diesen Weg nur dann gehen, wenn man auch etwas über sich selbst weiss. Zum Beispiel ein Mentoring funktioniert nur dann, wenn auch Mentoren und Mentees wissen, dass es ein Mentorenprogramm gibt. Gleichzeitig muss man bereit sein, etwas von sich preis zu geben um auch etwas, was man benötigt, zu erhalten.
Auf diesen Weg möchten wir uns machen, zusammen mit unseren wichtigsten Interessengruppen.
Besonders gefreut hat uns die tatkräftige Unterstützung von den neuen Bewerbern im Vorstand; Mike, Thomas und Siegfried. Alle drei werden sich an der kommenden Generalversammlung zur Wahl stellen, ein toller Aufsteller. Drei innovative Macher, die ihre erfrischende Sicht am Strategietag gleich aktiv eingebracht haben. Wir beginnen mal mit einem ersten Schritt und fragen uns, wie man dich mit gezielten Botschaften und Kanälen ansprechen kann, wo Du auch gerade bist, um Nähe zu schaffen und den HWZ Community Gedanken zu stärken. Gerne werden wir die Idee an der kommenden GV vorstellen. Ziel ist es, am 31.12.2021 sagen zu können: „Die alumni HWZ ist dir näher gekommen trotz Distanz!“